Liebe Gemeindemitglieder,
Vor etwa zwei Jahren hielt mein Kollege, der Allgemeinarzt und Missionsbeauftrage des Dekanats Augsburg Dr. Hermann Fischer bei uns einen Vortrag über die Missionsarbeit im Süden Tansanias, wo im Gegensatz zum vorwiegend muslimisch geprägten Sansibar eine Reihe evangelischer Gemeinden angesiedelt sind, mit denen eine Partnerschaft über das Dekanat Augsburg besteht. Wir unterstützen die Gemeinden durch Aufstocken, finanzieren (=bevormunden) sie aber nicht: Projekte gehen immer von den Gemeinden selbst aus, die in Kenntnis der lokalen Möglichkeiten Planung, Organisation und Fundraising übernehmen ("Hilfe zur Selbsthilfe"). Dies stellt sicher, dass die Projekte funktionieren und vor Ort aufrechterhalten werden können, auch werden auf diese Weise Geldverluste durch Korruption vermieden. Auch die emeritierte frühere Stadtdekanin Kasch von der Augsburger Annakirche war mit einer Augsburger Abordnung bereits vor Ort und wurde auch in den ärmsten Hütten herzlich willkommen geheißen. Die Menschen haben gelernt, mit Wenigem glücklich zu sein und sind Meister im Überwinden klimatischer und topographischer Hindernisse. Strom z.B. gibt es nur in einigen Dörfern der Region. Gleichzeitig wird aber der Glaube und die Gemeinschaft in den Gemeinden mit einer hierzulande völlig unbekannten Intensität gelebt. Jeder Gottesdienst ist ein Fest und die Gemeinden leben zu 100% von Spenden, auch die Ärmsten geben, was ihnen möglich ist. Religion ist in Afrika tief in Leben und Alltag integriert, sie wird gelebt, ist aber genau deshalb auch nicht so klar abgegrenzt wie bei uns. Wenn das Feld bestellt werden muss, ist der Pfarrer möglicherweise mal eben weg. Der Glaube an Geister, die Hoffnung auf Wunderheiler, fragwürdige Heilmethoden - all dies ist oft verwoben mit der Lehre der jeweiligen Kirche. Auch Tansania kämpft - leider ohne bedeutsame Mittel - mit der Coronaausbreitung. Der amtierende Präsident Magafuli hat nach Aufrufen zum Beten (denn in den Körpern von Gläubigen könne das Virus keinen Schaden anrichten) zwar jetzt die Pandemie als beendet erklärt und in Dodoma Gläubige zum Abnehmen der Masken aufgefordert. (siehe hierzu: Spiegel_Politik). Die Wahrheit sieht, wenn man benachbarte Länder anschaut, wahrscheinlich aber anders aus. Verläßliche Zahlen sind aus Mangel an Tests nicht zu haben, man muss davon ausgehen, dass viele Todesfälle nicht der Pandemie zugeordnet werden, auch erhielten Familien die Erlaubnis, Verstorbene außerhalb des Bestattungswesens privat zu begraben. Kritik an der Regierung ist nicht ganz ungefährlich. Das Umfeld des Malawisees ist Malariagebiet. Tansania kennt auch noch Lepra (den biblischen "Aussatz") und diverse Tropenkrankheiten, auch Familienplanung und Säuglingsernährung stellen wichtige Beratungsthemen dar. Aber selbstverständlich sind auch Bluthochdruck, Diabetes, Wunden: das ganze Spektrum der Medizin zu behandeln, so gut das unter diesen einfachsten Bedingungen möglich ist. Hierbei können wir etwas weiter helfen. Rituelle Beschneidung wird in Tansania regional leider noch praktiziert, die intensive Aufklärungsarbeit trägt jedoch bereits Früchte. Die Praxis wird vielerorts bereits geächtet und auch in den evangelischen Partnergemeinden des Dekanats strikt abgelehnt. Das Gesundheitswesen in Tansania ist überschaubar und unzureichend finanziert. Es herrscht eine Versorgungshierarchie:
- 4 sogenannte „Consultant hospitals“ – das sind Lehr- und Universitätskrankenhäuser mit Spezialabteilungen und Fachärzten in
- Dar-es-salaam (Muhimbili Universität) - Haydom (Lutheran Hospital)
- Mwanza (Bugando Medical Centre) - Moshi (Kilimanjaro Christian Medical Clinic = KCMC)
- Regionalhospitale mit Fach- und Allgemeinärzten, die jeweils ca. 1 Mio. Menschen versorgen
- Distrikthospitale mit Allgemeinärzten, mit ca. 1 Bett pro 1000 Personen
- Gesundheitszentren – ca. 1 für 50.000 Einwohner
- Dispensaries – 1 Dispensary pro 10.000 Einwohner
Damit ist das Dispensary in der Regel erster Kontakt in allen Krankheitsfragen, seine Ausstattung, oft aber schon allein seine Existenz können über den Krankheitsverlauf, bisweilen über Leben und Tod entscheiden.
Das Dispensary in Kimelembe, einem kleinen Dorf im Bezirk Njombé, 60km von unserem Partnerdekanat Ludewa im Nordosten des Malawi-Sees (waagerecht etwa auf halber Strecke in den Bergen zwischen Ludewa und Lake Malawi, senkrecht oberhalb von Nkomang'ombe an der T31 Richtung Ludewa: in den meisten Karten ist Kimelembe nicht eingezeichnet), ist bereits wieder in Betrieb genommen. Die Ausstattung ist bescheiden, aber unverzichtbar. Eine Versorgung durch die Regierung ist nur bedingt sichergestellt, der ursprüngliche Spendenaufruf war erforderlich, weil wegen fehlender Mittel der Betrieb komplett eingestellt werden musste. Das Dispensary hat jetzt Stromversorgung über zwei Solarmodule auf dem Dach. Es stehen Verbandsmaterialien und Infusionslösungen sowie einige Medikamente zur Verfügung. Die Ausstattung ist aber kleiner als in einer bayerischen Allgemeinpraxis, dennoch werden sogar Geburten betreut. Ich bewundere das Personal, das mit diesen überaus bescheidenen Mitteln so viele Menschen versorgen muss!
Eingangs- und Wartebereich im Dispensary Kimelembe
Krankenbetten: Kein Luxus.
Medikamentenschrank
Hier ist ein Bericht mit weiteren Fotos vom Besuch der Augsburger Gemeinde St.Lukas in Kimelembe.
Hier der Original-Spendenaufruf meines Kollegen Dr. Hermann Fischer: (.pdf - Format) mit Bildern vom Besuch 2018.
Spenden (gemeinnützig: Spendenbescheinigung wird erstellt) erbitten wir an:
Evangelisch-lutherisches Dekanat Augsburg
Stichwort Spende Dispensary Kimelembe +
eigene Adresse (für Spendenbescheinigung)
IBAN: DE 41 5206 0410 0001 2010 00
BIC: GENODEF1EK1 (evangelische Bank eG)
Dr. Fischer stellt persönlich sicher, dass die Spenden da ankommen, wo wir sie haben möchten (das ist angesichts erheblicher Korruptionsprobleme auch in Tansania leider durchaus nicht selbstverständlich).
Ein herzliches Vergelt's Gott für Ihre Unterstützung sagt stellvertretend für die Mission und unsere Patengemeinden Ihr
Daniel Hoffmann
Kirchengemeinderat Johanneskirche Meitingen
Letzte Änderung: 27.09.2020
Der folgende Link verweist auf ein weiter fortgeschrittenes ähnliches Projekt des CVJM in Tansania, der Beitrag vermittelt ein sehr konkretes Bild des Konzepts "Regional-Dispensary".