1 Aus unserem Fotoalbum
Die St.-Johanneskirche 1981
2 Die Geschichte der Johanneskirchengemeinde
Bayern und Bayerisch-Schwaben sind traditionell im Gegensatz zu Franken und dem "inneren" Ries katholisch geprägte Regionen. Dennoch gab es in und um Meitingen schon im 19. Jahrhundert evangelische Christen. Diese rekrutierten sich aus Zuwanderern, die sich zum Arbeiten aus dem Ries oder anderen evangelischen Regionen in die Diaspora begaben. Die Geschichte unserer Gemeinde ist ganz wesentlich mit der Familie Nuber verbunden, die in ihrer Waltershofener Gaststätte nicht nur die ersten Zusammenkünfte organisierte, sondern sich auch um Sonntagsschulunterricht kümmerte. Der erste nicht als Hauskreis ausgerichtete, sondern institutionelle evangelische Gottesdienst ist erst für den 1. Weihnachtstag 1922 überliefert und fand im Meitinger Schloß, einem Gebäude des heutigen Johannesheims mit Montessori-Kindergarten statt, dort gab es damals Geschäftsräume des Lechelektrizitätswerks, dessen zu großen Teilen aus dem Nordosten zuwandernde Arbeiter vielfach evangelisch waren. Ab 1925 fanden monatliche Gottesdienste in der Kantine der Siemens-Plania Werke (heute SGL Carbon-Brembo) statt. 1927 wurde ein Gelände an der Bernhard-Monath-
Für den Innenausbau fehlte noch das Geld, auf dem Kirchturm hing nur eine kleine auf Cis gestimmte Glocke, die von der Siemens-Plania gestiftet worden war. 1960 wurde das Pfarramt von Wertingen nach Meitingen verlegt, in den Jahren 1962-63 entstanden Gemeindehausanbau und Pfarrhaus, 1965/66 wurde ein unterkellerter Altarraum angebaut, die Empore für die Orgel erweitert und auch die heutige Abschlußwand mit dem Lazarusrelief hinter dem Altar errichtet, das ebenso wie das heute aufgebockte Kruzifix vom Bildhauer Karl Hemmeter, München stammte. Schließlich wurde - teilweise finanziert durch eine ausgiebige Haussammlung bei den Gemeindegliedern, also dem, was man heute als Fundraising kennt - die heutige 2-manualige Orgel für 46000 DM vom Orgelbauer Steinmeyer/ Öttingen errichtet. Die kleine Cis-Glocke auf dem Turm wurde ergänzt durch eine 500kg schwere Gebetsglocke in Gis' (Inschrift "Amen, ja komme Herr Jesu" Offenbarung 22,20) und eine 300kg schwere Glocke auf h' ("Ich bin die Auferstehung und das Leben" Joh. 11,25). Die Glocken sind damit auf die fünf Glocken der St.-Wolfgangskirche abgestimmt, so dass man sagen kann, dass zwischen unseren Gemeinden niemals Dysharmonie herrschte. Der Gesamtklang, dies nur als Kuriosum, soll dem TeDeum (aus der alten lateinischen Messe, seit dem II. vatikanischen Konsil unüblich) angeglichen sein, eine etwas mutige Aussage. Tonbeispiel zum lateinischen "Te Deum":
Quelle: Wikimedia Die erweiterte Kirche wurde am 6.3.1966 von OKR Hans Schmidt und Dekan Lindenmeyer, der schon bei der Grundsteinlegung dabei gewesen war geweiht. 1967 erfolgte noch eine Erweiterung, die die Nutzung des erst jüngst renovierten Paul-Gerhardt-Raums hinter der Orgel ermöglichte, in dem u.a. heute Kindergottesdienst stattfindet, der aber auch Heimat der AA-Selbsthilfegruppe ist. Unter Pfarrer Markus Maiwald wurde mit dem Neubau des in die Jahre gekommenen und für die wachsenden Aufgaben viel zu kleinen Gemeindezentrums ein überaus ehrgeiziges Bauprojekt initiiert und während der nachfolgenden Vakanz vom Gemeinderat unter Leitung von Kirchenvorstand Ulf-Oskar Homann mit ungezählten Ehrenamtsstunden und vielen großzügigen Spenden zum Abschluss gebracht: Das alte 78qm-Häuschen von 1963 wurde durch ein modernes Gemeindezentrum mit 220qm Nutzraum ersetzt, auch erfolgte in dieser Zeit die Renovierung des Pfarrhauses, das dann Pfarrer Stefan Pickart mit Frau 2015 bezog, in dessen laufender Amtszeit noch eine große Solaranlage mit Speicher gekauft und mit Hilfe der Pfadfindergruppe montiert wurde. Der Nordeingang der Kirche erhielt eine neue Tür, in einem weiteren Schritt ist noch ein Wetterschutz projektiert. In der Kirche wurde zum Weihnachtsfest 2023 ein Tageslichtbeamer mit Projektionsleinwand installiert. Das Gemeindezentrum wird heute von zahlreichen Gruppen, darunter Pfarrjugend, Pfadfinder, AA, VHS, Sprachkursen, Johanneschor und auch privaten Mietern mitgenutzt, ein Schritt in die Zukunft, denn nach unserem Verständnis wollen wir in der realen Welt verankert sein und unsere Türen offen halten. Der für ca. 70 Personen dimensionierte Martin-Luther-Saal ist mit moderner Multimediatechnik, WLAN und Küche ausgestattet, Gottesdienste können live aus der Hauptkirche ins Gemeindezentrum übertragen werden, wenn - regelmäßig z.B. zu Heiligabend - die Besucherzahl die maximale Zahl an Sitzplätzen übersteigt. Ein großes Multimediaprojekt war die Uraufführung der vertonten Max-Josef-Metzger-Gedichte, die aus der St-Wolfgang-Kirche live in unser Gemeindezentrum übertragen wurde. Die Jahre der Coronapandemie waren auch für uns eine große Herausforderung. Erstmals stellten wir in einem eigenen YouTube-Kanal Andachten und extra produzierte Videogottesdienste online, die sich großer Beliebtheit erfreuen und deren Nutzerzahl die Besucherzahl der Präsenzgottesdienste übersteigt. Für die Zukunft ist geplant, auch Live-Gottesdienste parallel online zu streamen, Anfang 2024 erfolgt auch der Anschluß ans Glasfasernetz und das Pfarrbüro wird auf Wunsch der Landeskirche über weite Strecken in der Cloud wohnen. Das ist etwas kurios: wir Protestanten möchten selbst nämlich nicht "in den Wolken" schweben, sondern fest auf dem Erdboden stehen, präsent und sichtbar, nur die Medien, mit denen wir unsere Gemeindemitglieder und Freunde erreichen können, sind moderner, schneller und bunter geworden und ja: wir erfinden uns immer wieder neu. In Augsburg nennt man uns hinter vorgehaltener Hand manchmal "das gallische Dorf", wir können nämlich bisweilen sehr stur sein, wenn es um das Wohl der Gemeinde geht und haben es - wie Asterix - nicht so mit den Autoritäten. Manchmal geht uns auch das Sankt im Namen verloren, möglicherweise finden wirs mal wieder. Vieles ändert sich und wir versuchen, den Anschluß an die Gegenwart nicht zu verlieren. Aber unsere Grundfesten, nämlich die lutherischen Sätze sola fide, sola gratia, sola scriptura und solus Christus, die bleiben unser Leitbild seit dem 31. Oktober 1517.
Martin Luther (Pixabay, KM)